Vom Tun und Lassen
Frederick Matthias Alexander ist eine Figur aus dem 19. / 20. Jahrhundert. Ausgehend von Heiserkeit, die ihm als Schauspieler auf der Bühne extrem hinderlich war, und enttäuscht von den Hilfen, die man ihm zur Lösung anbot (und die sich oft wenig von dem unterscheiden, was einem heute dazu angeboten wird), machte er sich mit der Frage "Was ist es, das ich tue, um mein Problem zu erzeugen?" auf eine der spannendsten Entdeckungsreisen der vergangenen hundert Jahre. Anders als Humboldt oder die NASA benötigt man für eine solche Expedition keine besonderen Vehikel - nur sich selbst und einen Moment der Aufmerksamkeit.
Aufrichtung - von innen
Alexander löste dabei nicht nur sein Stimmproblem, sondern fand einiges heraus, was für uns alle gültig ist, die wir - wie er selbst auch - gefangen sind in lebenslangen Gewohnheiten, in habituellen Haltungs- und Bewegungsmustern, die - erst nachdem wir sie einmal kurz verlassen haben - wie eine Panzerung wirken, unter der wir eine positive, einfache Art des Umgangs mit unserem physischen Kardinalproblem - der Schwerkraft - verborgen halten. Diese Gewohnheiten beinhalten Körper und Geist, betreffen mich als Person, mich als Ganzes. Und ich kann sie aufgeben, kann aus dem alten Rahmen heraustreten - jetzt. Aber - wie geht das?
Lehren mit den Händen
Alexander entwickelte eine subtile Art, Haltungsmuster, Atemmuster und Bewegungsmuster mit leichtesten Berührungen zu verändern. Diese Veränderung ist in aller Regel unmittelbar spürbar, sichtbar und hörbar. (Falls nicht, können wir den Unterricht beenden und Sie brauchen auch nichts dafür zu bezahlen.)
Schmerzen
Sie sind sicherlich ein Grund, warum sich Leute für die Alexander Technik interessieren. Manchem Schmerz, der Teil eines suboptimalen Haltungsmusters ist (Kopf, Nacken, Schultern, Rücken) lässt sich mithilfe der Alexander Technik der Boden entziehen. Trotz mancher heilsamer Wirkung ist die Alexander Technik keine Heilmethode, es geht nicht um den Gegensatz krank/gesund und leider auch nicht um richtig/falsch, sondern schlicht darum, wie es ist.
Warum ich das so liebe
Ich bin in meinen Zwanzigern im Rahmen meiner Schauspielausbildung mit der Alexander Technik in Berührung gekommen. Als ein Mensch ohne esoterisches Talent, ohne Begeisterung für Fühlkram und sowas. An meinen Studienkollegen aus den Bereichen Schauspiel, Mime, Musik und Tanz zu erleben, wie gigantisch sich die kleinsten Unterschiede im Halstonus auf das Spielen einer Celloetude, ein Pattern auf der Snaredrum, den Ausdruck einer Spielszene, den Stimmklang einer Sopranistin auswirken, war mir zunächst ziemlich unheimlich. Ich war überzeugt, dass mir sowas nicht passieren könnte, dass ich sicher nichts "spüren" würde.
Selten habe ich mich so getäuscht.
In den folgenden Jahren stand weniger das Schauspiel, als vielmehr die Alexander Technik, sowie das Funktionale Stimmtraining und Feldenkrais im Mittelpunkt. Wie kriegen diese Lehrer das hin? Wie funktioniert das? Ich bin meinen Lehrern jahrelang gefolgt, und sie waren so freundlich, mich immer wieder an mich selbst zurückzuverweisen.
Dankeschön an: Julia Balter, Franziskus Rohmert, Christoph Hagen, Roland Paul Obermaier, Heinz Stolze.