Bögen - Feldenkrais und Stimme

Diese Übung setzt am Körperbild , an dem inneren Bild des Körpers und seiner RĂ€ume, an. Die Übung machtdeutlich, dass Körperarbett zwar immer auch irgendwie Klangarbeit ist - dass es sich aber lohnt, sich explizit mit dem Klang zu befassen. VerĂ€nderung am Körper wird dann nicht isoliert von der Aufmerksamkeit fĂŒr den Klang gemacht, sondern Klang und Körper verschrĂ€nken sich im Üben gewissermassen wie die beiden Seiten eines Reissverschlusses. Die rĂ€umlichen Einstellungen, die Sie vermittels Zunge, Kiefer usw erreichen vornehmen können, haben unmittelbar akustische Bedeutung - so steuert umgekehrt das Hören die Bewegung, gibt ihr einen Sinn: Sie stellen sich so ein, um so zu klingen.

Der erste Teil ist dem ersten Teil von Übung Sitzen, Liegen analog  – also dort bitte nachlesen.

    ANMERKUNG: Diese Übung ist dem Buch “Die souverĂ€ne Stimme” entnommen. Der erste Teil ist eine explizite Bestandsaufnahme des Ausgangszustandes von Stimme und Körper.

Bequem Liegen

Machen Sie es sich bequem. Legen Sie sich am besten hin, oder, sitzend, lehnen Sie sich an.

Bequeme LautstÀrke suchen

Singen Sie auf einer bequemen Tonhöhe in bequemer LautstĂ€rke den Vokal A. („aaaaaaaaaaaaaa“). Wiederholen Sie dies dreimal.

 Ist diese LautstĂ€rke wirklich bequem? Oder geht es etwas leiser noch etwas leichter? Testen Sie es aus.

Bequeme Tonhöhe suchen

Ist diese Tonhöhe tatsÀchlich bequem? Oder geht es vielleicht ein bisschen höher oder ein bisschen tiefer leichter? Testen Sie auch das aus.

Vokalwechsel

Entweder sind Sie auf der zu Beginn gewĂ€hlten Tonhöhe geblieben, oder Sie haben eine andere, bequemere gefunden – singen Sie nun auf dieser relativ bequemen Tonhöhe in angenehmer LautstĂ€rke fließend wechselnd A-O-A. Das heißt, Sie beginnen mit dem Vokal A, wechseln dann, ohne Ton oder Atem abzusetzen zum O und kommen zum Schluß des Klangs wieder zum A.

 Wiederholen Sie diesen fließenden Vokalwechsel fĂŒnfmal.

Die Oberlippe wahrnehmen

Nehmen Sie, zunĂ€chst ohne zu bewegen oder zu tasten, die Oberlippe wahr. Lassen Sie sich Zeit, diese zu erspĂŒren. Man könnte auch sagen: Die Oberlippe möge sich selbst erspĂŒren.

Beobachten Sie, um wie viel die Wahrnehmung der Oberlippe im Laufe der Zeit deutlicher, konturierter wird, reicher an Details. Lassen Sie sich ein zwei Minuten dafĂŒr Zeit.

Die rechte HĂ€lfte der Oberlippe

BeschrĂ€nken Sie sich dann darauf, nur noch die rechte Seite der Oberlippe wahrzunehmen. Wie lang – in Ihrer Wahrnehmung - ist die Strecke von der Mitte der Oberlippe bis zum rechten Mundwinkel?

 Pause

BeschĂ€ftigen Sie sich ein paar AtemzĂŒge lang mit dieser Frage und machen dann, auch, wenn Sie sich noch nicht endgĂŒltig klar ĂŒber die Antwort dieser Frage geworden sind, eine kurze Pause.

Die Zunge wandert innen

Bringen Sie nun die Zungenspitze zwischen den beiden Zahnreihen an die Innenseite der Oberlippe. Lassen Sie die Zunge von der Mitte nach rechts zum Mundwinkel wandern und wieder zur Mitte zurĂŒckkehren.

Die Bewegung verlangsamen

Verlangsamen Sie die Bewegung. Wiederholen Sie diese verlangsamte Bewegung der Zunge auf der Innenseite der Oberlippe zehnmal.

Der VerÀnderungen gewahr werden

Lassen Sie dann die Zunge ruhen und beobachten, wie sich die Wahrnehmung der rechten HÀlfte der Oberlippe verÀndert hat. Scheint die Lippe dicker zu sein als vorher? Breiter? Weicher? Voller? Oder ist sie unverÀndert geblieben?

Die Zungenspitze wandert außen

Schieben Sie nun die Zunge einmal zwischen den beiden Zahnreihen und zwischen den Lippen hindurch nach außen, und fahren mit der Zungenspitze die Oberlippe von außen ab, jeweils in der Mitte beginnend bis zum rechten Mundwinkel und wieder zurĂŒck.

Verlangsamung der Bewegung

Verlangsamen Sie diese Bewegung mit jedem Mal.

Wiederholen Sie dies zehnmal.

 Pause

Der Lechts-Rinks-Vergleich

Beobachten Sie, wie sich Ihre Oberlippe weiter verÀndert hat. Vergleichen Sie die rechte mit der linken Seite.

Die obere Zahnreihe entlang

Machen Sie dann eine Ă€hnliche Bewegung wie eben, nur diesmal auf der Innenseite der oberen Zahnreihe, so dass die Zungenspitze die einzelnen SchneidezĂ€hne oben auf der Innenseite nach rechts, ĂŒber Eckzahn zu den BackenzĂ€hnen entlang tastet und wieder zur Mitte zurĂŒckkehrt.

 Bild: Bögen eines gotischen Innenraums.

Den Druck verringern

Verringern Sie mit jedem Mal den Druck der Zunge gegen die ZĂ€hne. Wiederholen sie diese Bewegung zehnmal.

Pause.

Den Mundraum spĂŒren

Beobachten Sie Ihre Wahrnehmung sowohl der rechten HĂ€lfte der Oberlippe als auch des gesamten Mundraumes. Registrieren Sie, was Ihnen daran neu oder ungewohnt ist.

Den Mundwinkel bewegen

Lassen Sie dann die Zunge ruhen, und bewegen den rechten Mundwinkel nach links zur Mitte hin, dorthin, wo die Zungenspitze hinter Lippe und Zahnreihe ruht. Lassen Sie den rechten Mundwinkel wieder los. Bewegen Sie den Mundwinkel so einige Male hin und her und beobachten, ob Zunge und Kiefer bei dieser Bewegung mitmachen wollen oder sich auch tatsÀchlich mit bewegen.

Pause

VerÀnderung des Mundraumes

Beobachten Sie abschließend, wie sich das Bild, das Sie von Ihrer rechten Oberlippe haben verĂ€ndert hat. Und wie das GefĂŒhl fĂŒr den rechten Mundraum? FĂŒr den gesamten Mundraum?

Die VerÀnderungen im Vokalwechsel

Singen Sie nun noch einmal auf bequemer Tonhöhe mit bequemer LautstÀrke A-O-A wie zu Beginn, und beobachten Sie die VerÀnderungen im Klang.

Bögen, dritter Teil

Sprechen Sie, und beobachten, wie diese VerÀnderungen in die Sprechstimme ausstrahlen.

  • Klingt die Stimme hĂ€rter oder weicher?
  • WĂ€rmer?
  • Erscheint sie Ihnen höher oder tiefer?

 Und situativ ĂŒbersetzt: vermittelt die Stimme jetzt mehr NĂ€he und Vertrautheit als zu Beginn der Übung?

Die weiteren Bögen

Wenn Sie die Übung das nĂ€chste Mal machen, können Sie sich mit dem anderen Teilbogen (von der Mitte nach links) beschĂ€ftigen.

Dieser horizontale ist nur einer von mehreren Bögen, die den  Mundraum ausmachen. In der weiteren BeschĂ€ftigung kann man sich auf Ă€hnliche Weise wie oben beschrieben den vertikalen Bogen erschließen. Hier verlĂ€uft die Linie der Zungenspitze auf der RĂŒckseite der mittleren SchneidezĂ€hne nach oben ĂŒbers Zahnfleisch und am Gaumen nach hinten.

 Wenn diese beiden klar sind, können Sie in einem dritten Schritt die Endpunkte der beiden Bögen mit einander verbinden.

  •  Welche Klangfarbe passt am besten in diesen Raum?

Bewegung dient dazu, das innere Bild von Raum, Bewegung und damit vom Klang zu verÀndern

Übrigens:

Die Abbildung zur Übung zeigt den Grundriss einer Kirche.

  • Wissen Sie, wo der Chor normalerweise steht?